Kanaren 2003

Reisebericht 28.02.2003 – 09.03.2003

Text und Bilder von Klaus Fischer

Es ist dies das erste Mal, dass wir von einer Clubreise mit sehr wenig Ausbeute – was die Fabrikbesuche betrifft - zurückkommen. Wie das?
 
Im Oktober 2002 habe ich 10 Fabriken auf Teneriffa und Gran Canaria angeschrieben und angefragt, ob wir einen Besuchstermin bekommen. Jede der Fabriken hat herzlich geantwortet, überall seien wir gerne willkommen. Das genaue Datum stand damals noch nicht fest und so verblieben wir, dass wir uns zwei bis drei Wochen vor Abflug melden und die genauen Termine vereinbaren. Aus den zwei bis drei Wochen vorher wurde eine Woche, da wir Probleme mit den Flugbestätigungen hatten. Was wir nicht wussten. In der Woche unseres Aufenthalts wurde aber auf den Kanaren Karneval gefeiert. Und diese Insulaner feiern den Karneval wie in Rio. Das heißt alle Fabriken sind geschlossen. Auf Teneriffa konnten wir einzig am Mittwoch einen Termin bekommen, auf Gran Canaria war leider gar nichts möglich. Nun ja, einerseits sehr schade, da wir ja wegen der Fabriken angereist waren, andererseits bei wunderbarem Wetter und 25 bis 30 Grand wurde uns trotzdem nicht fad, wir haben halt mehr die Inseln und die Lokale besichtigt.

Besuch bei El Guajiro in Santa Cruz auf Teneriffa

Am Mittwoch den 05.03.2002 trafen wir pünktlich um 9.30 Uhr in der Fabrik EL Guajiro von Helmut Linden in Santa Cruz ein. Die erste Fabrik im Ausland die wir besuchten, wo alle Produkte maschinengefertigt werden. Gerade deswegen war dies für uns umso interessanter. Frau Gabriele Linden, die Tochter des Besitzers führte uns durch die Fabrik. Obwohl wir natürlich mehr den handgemachten Puros zugänglich sind, ist auch dieses Produktionsverfahren unbedingt sehenswert. Die Maschinen wickeln die kleinen Tabakstücke in das auf Rollen vorgefertigte Umblatt (Bild unten links), das seitlich am Gerät angebracht ist. Dann wird die Puppe maschinell gepresst und in die ebenfalls auf Tüllrollen vorgefertigten Deckblätter (Bild unten links) gewickelt.



Am meisten fasziniert uns jedoch eine Maschine, welche die Zigarre im Endlosverfahren fertigt (Bild links unten). Hier kommt ein langes Tabakband, wird geschnitten und an beiden Enden abgerundet. Als nächstes wird das Deckblatt aufgerollt und zu guter Letzt wird dieses Stück nochmals in der Mitte (Bild rechts unten) durchgeschnitten. So erhält man jeweils gleich zwei gleiche Zigarren.



Sehr interessant auch die maschinelle Fertigung von den Trompetas. Um dieses Figurado Format zu erzeugen, wird in das Umblatt von oben unterschiedlich viel Tabak eingefüllt. Dies ist gut an dem unten gezeigten Bild (siehe Pfeil) durch die Schräge des Füllbehälters zu erkennen. Einzige Handarbeit bei den Trompetas ist die Verpackung.



Hier noch einige Fakten zur Fabrik. Diese wurde 1953 gegründet und 1978 von Helmut Linden übernommen. Es werden ca. 40 Millionen Stück Shortfiller, hauptsächlich mit Tabaken aus Zentral America und Indonesien produziert. Die Zigarren und Zigarillos, die von 70 Mitarbeitern gefertigt werden sind in Europa und in den Vereinigten Staaten zu kaufen.


von links nach rechts: Gabriele Linden, Gernot Ascher, Michael Hermann, Helmut Zadrazil, Claus Gruber, Frau Maria Nieves Perez Perez, Franz Holzinger


Kleine Insiderstorys für Clubmitglieder.

Wie schon oben erwähnt, war Karneval auf Teneriffa und Gran Canaria, und so haben wir uns mehr auf die Besichtigung der Inseln und auf die kulinarischen Höhepunkte verlegt.

Ankunft am Freitag den 28.02.2003 in Teneriffa, am Flughafen Santa Cruz. Wehe dem, der bei Hertz und Holiday Auto ein Mietfahrzeug reserviert hat. Die Warteschlange ist enorm. Über zwei Stunden !!!! bis wir am Schalter sind und nach ca. 3 Stunden sitzen wir endlich in den Autos. Nicht etwa in den von uns wegen des vielen Gepäcks reservierten fünftürigen Kombis, die sind leider aus Gründen des enormen Andrangs nicht mehr verfügbar ( warum haben wir eigentlich vorreserviert ), sondern in zwei 4 türigen Seat mit kleinem Kofferraum, aber das ist auch schon egal, Hauptsache wir haben überhaupt ein Auto.

Um ca.18 Uhr treffen wir in unserem Hotel, dem Colon Guanahani, in Costa Adeje ein. Übrigens Hotel: das Colon Guanahani, ein kleines, sehr zentral gelegenes 4 Sterne Hotel, mit Salzwasserpools und wunderbare Küche – Chaine des Rotisseures - in Costa Adeje, können wir jedermann empfehlen, der nicht inmitten des ganzen Trubels wohnen möchte.
 
Nach der „Akklimatisation“ bei Zigarren und Zigarillos.

 

Strahlenden Sonnenschein und durchschnittlich 28 Grad Wärme, führte uns der erste Ausflug am Samstag, den 01.03.2003, nach „Los Gigantes“. Los Gigantes ist eine kleine Hafenstadt, mit extrem hohen, senkrechten aus dem Meer ragenden Felsklippen. Von den kleinen Cafes am Hafen kann man schön das bunte Treiben auf den an- und abfahrenden Booten aber auch die imposanten Felswände beobachten. Erstmals wurde uns hier in einem Cafe bewusst, dass sich eigentlich auf diesen Inseln keiner an die vorgeschriebenen Alkoholgrenzen halten kann. Die Menge, die hier in die Gläser eingeschenkt wird ist umwerfend. Bei einem kleinen Kaffee mit Cognac ist das Glas mindesten halb voll, was ungefähr einem „8 fachen“ entspricht.

 

Sonntag, 02.03.2003, Ausflug zum 3718 Meter hohen Teide, dem höchsten Berg des spanischen Staatsgebiets. Die Anreise zum Teide, dem höchsten Berg Spaniens, zog sich ein wenig, denn die extrem kurvenreiche Straße lässt nur sehr langsames fahren zu. Nach ca. 1 ½ Stunden ergab sich aber vor uns ein absolut sehenswertes Hochplateau. Durch die nicht vorhandene Vegetation kommt man sich hier vor, als stünde man in einer Mondlandschaft. (Übrigens gibt es hier wirklich ein Astronauten Trainings Camp) Die letzten 1200 Meter bis zum Gipfel kann man mit einer kürzlich renovierten Gondel zurücklegen. Leider ist die Insel immer von einer Staub oder Nebelkorona umgeben. Es müsste schon ein wahnsinniger Ausblick sein, wenn man von da oben aufs Meer hinabblicken könnte.

 

Am Nachmittag führte uns der Weg auf der anderen Seite des Berges hinab, nach Puerto de la Cruz, einer Stadt mit spektakulärer Brandung. Hier wurden wir auch erstmals ins Karnevalstreiben miteinbezogen.



Clubkollege Claus Gruber hat Geburtstag. Über die abendliche Feier am Montag sei nur soviel berichtet. Es war extrem lustig, von Karaokelokalen bis Discos haben wir wohl alles besucht, was uns empfohlen wurde, und bei der Art und Weise, wie in diesen Bars eingeschenkt wird, kann sich wohl keiner mehr so ganz genau an die letzen Abend bzw. die frühen Morgenstunden erinnern. Am Dienstag, den 04.03. fand der große Karnevalsumzug in Santa Cruz statt. Überall auf der Insel wurde darüber gesprochen. Diese Gelegenheit wollten auch wir uns nicht entgehen lassen. Über 100.000 Besucher waren angekündigt. Es ist wahrlich ein farbenfrohes Spektakel, das da an der Küstenstrasse von Santa Cruz vorbeizieht. Hunderte Gruppen mit wunderbaren, aufwendig gestalteten Kostümen. Doch die richtige Stimmung will einfach nicht aufkommen. Zu groß, zu perfekt wird alles inszeniert. Jede Gruppe wird von mehreren Koordinatoren mitbegleitet und in den Augen der Kinder (in jeder Gruppe sind mindestens die Hälfte der Teilnehmer Kinder) gibt es kein Strahlen, kein Lächeln im Gesicht, die Anstrengung ist jedem anzumerken. Am Anfang jeder Gruppe ein sogenanntes Prinzenpaar, aber nicht wie bei uns nach Aussehen sondern eher nach dem Ansehen der Eltern ausgesucht, wie sich am Umfang der doch sehr beleibten Mädchen sehen lässt. Mag sein, dass sich die Stimmung am Abend durch den großen Alkoholkonsum mehr lockert, wir aber haben nach einer Stunde genug von diesem erzwungenen Lustigsein und verabschieden uns.

 

 

Gran Canaria

Die Überfahrt war trotz der 80 kmh Geschwindigkeit sehr ruhig und angenehm. Das Autovermietungsbüro in Gran Canaria am Hafen war leider geschlossen, und so nahmen wir zwei Taxis, um unser ca. 30 Kilometer entferntes Hotel zu erreichen. Nach Rückruf des Reisebüros in Österreich wird uns eine Hotelzustellung der reservierten Autos versprochen. Das Riu Gran Canaria in Maspalomas ist ein großer All Inclusive Club mit ca. 600 Zimmern. Was für ein Unterschied zu unserem gemütlichen kleinen Hotel auf Teneriffa, aber hier scheinen alle Hotels in dieser Größenordnung gebaut zu sein. Die ersten beiden Stunden verbringen wir an der Bar. Nicht weil wir so durstig sind, sondern weil sich der Kofferraum eines der Taxis nicht mehr öffnen lässt und wir nun auf die Rückkehr dieses Autos aus der Werkstatt und des darin versperrten Gepäcks warten mussten.

Die Hotelzustellung unserer Mietwagen hatten wir uns auch ein wenig anders vorgestellt. Dass im Urlaub die Uhren anders ticken ist uns klar, und so war es auch kein Problem für uns, dass der Herr der Autovermietung erst über 1 Stunde nach dem vereinbarten Termin erschien. Doch er kam nicht mit Autos, er brachte Franz Holzinger und mich zu einer in Playa de Ingles gelegenen Autovermietung. Die Formalitäten waren schnell abgewickelt, doch mittlerweile stockdunkel gab es kleinere Probleme mit dem Rückweg. Wir hatten zwar Autos, aber nicht einmal eine Straßenkarte, um uns zu orientieren. Kurzum schon nach ca. einem Kilometer hatte dies seine Auswirkung, Franz übersah einen Randstein. Gott Lob hatten wir Mietautos mit Kaskoversicherung ohne Selbstbehalt beordert und so war der dadurch nötige wiederholte Autotausch (Reifen und Felgen waren demoliert) auch nur eine Formsache.

Unsere Hotelanlage war wunderbar, direkt an der Uferpromenade gelegen, mit einer großen Poollandschaft. Trotzdem, ich kenne meine Freunde und mich, und dieses All inklusive Leben ist nicht unseres.



Da die Insel für seine guten Lokale bekannt ist und da uns schon von zu Hause viele gute Adressen mitgegeben wurden, begannen wir schon am nächsten Tag mit den Ausflügen. Vormittags erkunden wir die Strände von St. Augustin, wo auch einige Österreicher ihre Bungalows oder Appartements haben. Nachmittags dann ein Ausflug ins ca. 30 Kilometer entfernte Port MOGAN, atemberaubend diese Anreise. Jede kleine Bucht wird touristisch verbaut, auch wenn der Strand noch so klein ist. So werden Hotelgiganten in Terrassenbauweise an den Hängen bis zum Gipfel der Berge hinaufgezogen, 20-stöckig und weit über 1000 Betten ist hier keine Seltenheit. Fragt sich, wie viele Touristen diese Insel noch vertragen kann.

MOGAN ist anderes. Ein wunderbares kleines Fischerdorf mit einen entzückenden Hafen. Wunderbare private Boote, die hier vor Anker liegen. Am meisten begeistert uns eine Jongert, die das Herz eines jeden Seglern höher schlagen lässt. Von hier gibt es Tauchtouren mit Unterseebooten oder Erkundungsfahrten mit Glasboden-Booten. Dass uns empfohlene Lokal, „Seemuschel“ hat leider geschlossen, doch in der unmittelbaren Nähe speisen wir ebenfalls vorzügliche Fisch-Vor- und Hauptgerichte.



In unserem Hotel schaut man uns schon etwas komisch an. Wir leben in einer All Inklusive Anlage, lassen uns aber täglich ein bis zwei mal in stadtbekannten Restaurants einen Platz reservieren. Freitag führt uns unsere Lokaltour zum Mittagessen ins La TOJA nach Playa de Ingles. Hier wurde uns wirklich nicht zu viel versprochen. Traumhafte Fische und Fleischgerichte. Von 2 bis 5 Uhr nachmittags, wir haben uns schon richtig an die Essenzeiten der Spanier gewöhnt, lassen wir uns hier mit allen kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen. Ein Bild des wirklich phänomenalen Chateau Briand möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.



Samstag vormittags erkunden wir den Strand von Playa de Ingles. Was für ein Horror. Eine überfüllte Dünenlandschaft mit einer Lokalpromenade die an einen Jahrmarkt erinnert. „Deutsches Bier“, „Eisbein“, „Wiener Schnitzel“, „Kaffee und Kuchen wie zu Hause bei Mutti“ und „Fisch und Chips“ sind nur einige Werbeaufschriften die uns entgegenleuchten. Dazu alle 10 Meter ein One Man Solokünstler, der die hauptsächlich anwesenden Pensionisten mit Schlagern unterhält. Für den typischen Pauschaltouristen vielleicht das Paradies auf Erden, für uns eher die Hölle und so fahren wir ganz schnell nach Aguinegui, einem kleinen Hafen mit einem wunderbarem Fischlokal am Ende des Fischmarktes. Ich bin ja kein Lokalkritiker, aber mangels der Bilder von Zigarrenfabriken, die wegen des Karnevals ja geschlossen hatten, hier noch mal ein Bild einer wunderbaren Vorspeise in diesem Lokal. Ein ganzer Octopus in Knoblauch – Ein wahres Gedicht.



Für unser letztes Diner hatten wir uns das wohl allerfeinste Lokal in Playa Ingles ausgesucht. So ein Andrang wie hier im „Rias Bachas“ herrschte nirgends. Erst Abend um ½10 Uhr konnten wir eine Tischreservierung erhalten, doch auch hier wurden wir keineswegs enttäuscht. Ich habe nun schon so viel über Restaurant berichtet, dass ich hier gar nicht mehr genau auf das Angebot eingehen will. Es ist aber wie in allen Lokalen, die wir besuchten, sehr empfehlenswert und für unsere Verhältnisse relativ günstig. In diesem Lokal gab es erstmals auch eine ansprechende Zigarrenauswahl, und einem Oberkellner, der uns einiges über die angebotenen Stücke erzählen konnte.

Sonntag war der Tag der Rückreise. Hinter uns neun erholsame Tage, mit viel kulinarischen aber wenig zigarrenbetonten Höhepunkten. Diesbezüglich werden wir nächstes Jahr wieder eine längere Anreise in Kauf nehmen, darauf achten, dass wir nicht zur Karnevalzeit reisen und sicherlich wieder mehr Augenmerk auf unser Hobby, unser Laster, sprich die Zigarren lenken.