Costa Rica 2002

Clubreise 02.02. – 10.02.2002

von Klaus Fischer
Bilder: Dr. Wolfgang Furtlehner, Michael Hermann

Allem voran ist es mir ein ganz großes Anliegen, mich bei jemanden zu bedanken. Durch Zufall hat unser Clubmitglied Michael Hermann Herrn Kurt Brandt, General Manager von ITC Cigars und More auf der Intertabak Messe kennengelernt. Herr Brandt ist General Importeur der Flor Real Zigarren www.itc-cigars.de und als er erfuhr, dass wir ein Reise nach Costa Rica planen, bot er unserem Club seine Hilfe an. Diese Hilfe ging weit über alles hinaus, was wir uns vorstellen konnten. Ohne jemand von uns zu kennen hat uns Herr Brand in mühevoller Vorarbeit die komplette Reise organisiert, und war auch noch in Costa Rica Tag und Nacht mit uns unterwegs und stand uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.


Lieber Kurt. Herzlichen Dank nochmals für deine vielen Bemühungen, und entschuldige, wenn wir Dir einige Unannehmlichkeiten bereitet haben. Es ist in unserer heutigen kurzlebigen Zeit wirklich schön, dass es noch Menschen gibt, die ohne Hintergedanken für andere da sind . Nochmals vielen herzlichen Dank für alles, was wir in Costa Rica durch Deine Organisation erleben durften.

Nach mühevoller Anreise, allein der Zwischenstopp in Orlando kostete mehr Nerven als man sich vorstellen kann, denn uns wurden nicht nur die Nagelscheren und Nagelfeilen abgenommen, nein auch die Zigarrencutter und Feuerzeuge wurden konfisziert, kamen wir am Samstag um ca. 18.00 Uhr nach 23 Stunden Anreise mit Aufenthalten in Amsterdam und Orlando in Costa Rica an. Herr Brandt, im folgenden darf ich ihn Kurt nennen, holte uns sogar vom Flughafen ab. Nachdem wir unsere drei reservierten Autos bei Hertz abgeholt hatten, ging es nach San Jose in unser Hotel. Schon die ersten Kontakte zu den Einheimischen zeigte uns die überschwängliche Mentalität. Es waren an diesen Wochenende die Präsidentenwahlen. Unmöglich auf den Hauptstrassen weiterzukommen, jedes Auto war mit Fahnen geschmückt, die Leute tanzten auf den Straßen und das Hupkonzert ließ uns das eigene Wort nicht mehr verstehen. Ungefähr so muss es sein, wenn Brasilien Weltmeister im Fußball wird. Gott sei Dank hatte Kurt ein kleines Hotel außerhalb des Zentrums für uns gewählt, wo es etwas ruhiger zuging. Natürlich hatte Kurt an alles gedacht, nicht nur dass er uns zur Einstimmung gleich Zigarren mitgenommen hatte, nein er übergab einem jeden Mitreisenden ein Kurvet mit inländischer Währung, das er für uns auf der Bank gewechselt hatte. Schon hier wussten wir, dass wir uns in besten Händen befanden.

Am Sonntag war früher Aufbruch angesagt. Wir besuchten unsere erste Humidorfabrik. Die Modelle von Thomas Haydu sind in den Staaten sehr gefragt. Leider sind die Einheimischen schlechter informiert als wir dachten. Ca. 20 mal müssen wir nach dem Weg fragen und jeder erzählt uns etwas anderes. Endlich angekommen werden wir von Manager Kurt Koleman begrüßt. Leider ist die Firma im letzen Monat in eine neue Produktionsstätte umgezogen. Dies hat zur Folge, dass bereits alle gefertigten Stücke verkauft und nicht mehr auf Lager sind. Die neue Produktion startet erst in einem Monat und so sehen wir nur anhand einiger Reparaturen, was hier geschaffen wird. Speziell ein Stück mit einer Rollladenvorrichtung hat es uns angetan. Trotzdem ist hier zu bemerken, dass das Design speziell für den amerikanischem Markt abgestimmt ist. Große Intarsien und Ornamente, alles in allem sehr auffällige Stücke. Die hauptsächlich verwendeten Materialien sind Rosenholz für den Korpus und Zedernholz für das Innenleben. Sie können sich jedoch selber im Internet ein Bild von den Stücken machen. www.tomway.com und www.ultimatehumidor.com.



Nach einer etwa 2 stündigen Besichtigung geht es weiter auf unserem Weg zum Tabakom Resort in Arenal. Auf dem Weg besuchen wir den Vulkan Poas auf ca. 3000 Meter. Das Wetterglück war uns hier, wie auch in der ganzen Woche sehr hold, denn bei unserer Ankunft lichtete sich der übliche Nebel und wir hatten einen herrlichen Ausblick in den Krater.



Zum Essen brachte uns Kurt über eine Schotterstraße, die einer Sonderprüfung der Camel Trophy glich, in eine Berghütte, wo wir erstmals die typischen Gerichte der Einheimischen verkosteten. Gott sei Dank hatte ich im Vorfeld auf Kurt gehört und drei Autos mit Allradantrieb reserviert. Auf der Weiterfahrt besichtigten wir unsere zwei ersten Wasserfälle (die kleinen 4 punkte links in der Mitte hinter dem Wasserfall sind übrigens wir) und in einem Haus mit einer Kolibrizucht hatten wir auch die ersten Erlebnisse mit Vogelspinnen.



Die Fahrt war mühsam, denn die Straßen sind in einem katastrophalen Zustand. Obwohl wir vielleicht mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 40 kmh unterwegs waren. hatten wir noch sehr Glück, nicht in einem der abertausenden Schlaglöchern zu versinken. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kamen wir im Tabakom Resort in Arenal an.
 
Von hier aus starteten wir Montag unsere Ausflüge. Natürlich lag ein großes Augenmerk auf den Tabakanbau, aber ich will sie nicht mit den Geschichten über Tabakplantagen langweilen von denen nichts Neues zu berichten ist, sondern mehr auf die Ausflüge eingehen, die uns als unbeschreibliche Erlebnisse unvergessen sein werden.



Nach dem Besuch einer kleinen eher unscheinbaren Tabakplantage, von der es wie bereits bemerkt, wenig zu berichten gibt, fuhren wir am Nachmittag an den Fuß des Vulkans Arenal um dort zu einem Wasserfall abzusteigen. Ein atemberaubender Abstieg, wenn ich das so ausdrücken darf. Auf einem kleinen Steig, der mit Seilen und Ketten gesichert ist, begeben wir uns ca.30 Minuten steil bergab durch den Regenwald. Alle Mühen des Abstieg und die Angst vor dem Wiederanstieg sind vergessen durch die Ansicht die sich uns bietet. Mit ohrenbetäubenden Karacho stürzen sich die Wassermassen aus ca. 80 Meter in die Tiefe. Wir befinden uns direkt am Fuße des Wasserfalls. Trotz des unwegsamen Geländes können es Dr. Furtlehner und ich nicht unterlassen, hier ein Bad zu nehmen.



Natürlich ist es wegen der Vielfalt der Tiere, vor allem der Wasserschlangen nicht ganz ungefährlich, aber wann hat man schon die Möglichkeit direkt unter einem Wasserfall zu baden. Über den beschwerlichen Aufstieg will ich mich nicht recht auslassen, ich kann nur sagen, wir waren alle sehr froh, den Ausgangspunkt heil zu erreichen. Wir sind wirklich alles andere als Alkoholiker, aber das durch die Präsidentenwahlen verhängte dreitägige Alkoholverbot macht sich erstmals unangenehm bemerkbar. Nach solchen Strapazen hätte der eine oder andere wirklich ein Bier verdient. So aber begnügten wir und mit frischer Kokosmilch.



Bei der Rückfahrt stoppen wir bei einem Exilkubaner Bei der Rückfahrt stoppen wir bei einem Exilkubaner der sich hier als Rasterman seinen Lebensunterhalt mit selbstgemachten Souvenirs verdient. Das Aussehen des Mannes und die Vielzahl der gefertigten Stücke, vor allen Gerätschaften zum Rauch von Mariuahna zeigen uns, dass sich viele wohl doch nicht ganz an die Gesetze halten. Und sieh da, hier bekommen wir trotz des ansonsten strikt eingehaltenen Alkoholverbots sogar einige Flschen Bier zur Stärkung.



Am späten Nachmittag fahren wir noch auf die andere Seite des Vulkans. Vom Vulkanobservatorium steigen wir wiederum steil bergab um an den Fuß des Vulkans zu gelangen. Auf dieser Seite haben sich die Lavaströme einen Weg durch den Regenwald gebahnt, was einen sensationellen und unvergesslichen Anblick bietet. Das an diesem Abend keiner sehr lange auf bleibt ist zu verstehen und auch gut, weil wir am nächsten Morgen sehr bald aufbrechen.
 
Tagwache um ½ sieben, kurzes Frühstück und schon geht es weiter rund um einen riesigen künstlich angelegten See in Richtung Pazifik in die Nähe der Stadt Hacu. Auf dem Weg dorthin werden wir erstmals mit den Lebensträumen einiger Aussteiger konfrontiert. Es mutet schon etwas merkwürdig an, wenn man sich plötzlich in der Schweiz wiederfindet. Franz Ulrich hat sich hier in mühevoller Arbeit seine eigene kleine Eidgenossenschaft aufgebaut. Auf über 180 Ha findet man hier alles was sonst nur in der Schweiz zu sehen ist. Durch die verschiedenen Hotels eine kleine Bummelbahn einer lieblichen Kapelle bis hin zu den typischen Stallgebäuden und den unvermeidlichen Glockengeläute der Kühe auf den Almen fühlt man sich in die Alpenwelt versetzt. Für Interessierte auch im Internet unter www.hotellosheroes.com nachzulesen. Leider drängt die Zeit weil noch ein weiter Weg vor uns liegt und so fahren wir weiter in Richtung Pan Americana. Diese wohl weltweit bekannte Straße durch Mittelamerika hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Zwar gibt es hier einen übermäßigen Schwerverkehr mit riesigen Trucks die bei uns nicht einmal mehr zu Fahrt auf den Schrottplatz zugelassen würden, die Beschaffenheit der Straße ist aber teilweise mit einem Güterweg in Österreich gleichzusetzen. Wieder kann ich sagen, dass wir Gott sei Dank kurz nach Einbruch der Dunkelheit unseren nächsten Stützpunkt in der Nähe von Hacu die „Villa Caletas“ erreichten. Nach Trübsal folgt Lachen und nach Regen Sonnenschein sagt schon ein Sprichwort und was uns hier erwartet, ist wohl eines der schönsten Hotelanlagen die ich je gesehen habe. Auf einem Hügel mitten im Regenwald erstreckt sich ein Anlage, die seinesgleichen sucht. Schon die Anfahrt über die Hoteleigene zufahrt von ca. 2 km ist einfach atemberaubend. Das Zimmer von Gernot Ascher und Dr. Steiniger und das Zimmer von Michel Hermann und mir war in ein eigens für diese beiden Apartments errichtetes Gebäude, mitten in einen Abhang in den Regewald gebaut wurde. Was für ein Ausblick. Vor dem Schlafzimmer und vor dem überdimensionalen Bad mit Whirlpool eine großes Glasfront mit unvergesslichen Ausblick. Unser erster Besucher war ein Nasenbär, der am Balkon nach Nahrung suchte. Für so eine Aussicht nimmt man vieles in Kauf, den die Vielfalt der Tierwelt, die auch in den Zimmern vorhanden ist, wirkten keinesfalls störend und sogar die Spinnen und ein kleiner Skorpion dienten mehr zur Belustigung als zur Besorgniserregung. Wenn man sich klar wird wo man sich hier befindet, so wird ein Miteinander mit der Flora und Fauna ganz einfach und natürlich. Infos im Internet zu diesem Hotel unter www.hotelvillacaletas.com. Einziges Manko dieser wunderbaren Anlage ist eine überaus nervige Rezeptionistin, die sich und Ihre Kompetenzen sichtlich überschätzt und regelrecht Hektik in die sonst so friedliche Atmosphäre bringt.
 
Früh am Morgen fahren wir auf eine ungefähr 1 ½ Stunden entfernte Plantage von Plazencia. Auch hier gibt es kaum Neues zu sehen. Da die Firma hauptsächlich in Nicaragua anbaut. Natürlich ist es für uns immer wieder ein herrliches Erlebnis, in den Plantagen herumzugehen und uns einige Geschichten erzählen zu lassen. Für den werten Leser wird hier aber nichts, über das wir nicht schon berichtet haben, zu finden sein.



Ich möchte Sie also auch hier mit den Einzelheiten nicht langweilen und wiederum von etwas berichten, das für uns unvergesslich bleiben wird. Nach An- und Abreise und dem Besuch auf der Plantage, was uns ungefähr für 6 Stunden beschäftigte hatte Kurt ein Wahnsinns Idee. Gleich in der Nähe unseres Hotels gibt es die Möglichkeit einer Flussfahrt mit einer Krokodilfütterung und einer traumhaften Vogelwelt. Trotz der schon fortgeschrittenen Zeit, (normalerweise werden solche Touren nur vormittags angeboten) gelang es uns durch die Vermittlung von Herrn Brandt ein eigens Boot für diese Tour zu chartern. Neben der atemberaubenden Vogelwelt ( Pelikane, Reiher, Adler, Geier bis hin zum Rosa Löffler) bot sich uns ein atemberaubendes Schauspiel. Höhepunkt der Tour war die Krokodilfütterung wo unser Führer direkt neben unserem Boot Krokodile anlockte und selber im Wasser stehend fütterte.



Leider hatte dieser Abend einen unvorhersehbaren Ausklang. Nach dem Abendessen und dem Besuch einiger einheimischen Lokale hatte ich beim Ausparken Kontakt mit einem Stein. Dass unsere Autos doch nicht so robust waren wie wir glaubten zeigt die Tatsache, dass ich durch die kurze Berührung leider gleich meine ganze Stossstange verlor. Dies hinderte nicht an der Weiterfahrt, sollte uns in Folge aber doch einigen Zeitverlust durch die Reparatur bringen.



Sie werden mir verzeihen wenn ich immer so überschwänglich über manche Erlebnisse berichte und manche Situationen vielleicht zu oft mit Worten wie atemberaubend und unvergesslich würze. Dies entspricht aber der Tatsache oder wie soll ich das Frühstück am nächsten Morgen auf einer wunderschönen Terrasse mitten im Regenwald mit herrlicher Aussicht auf den Pazifik sonst beschreiben bei der sich sogar noch die seltenen Tukan Vogel zu uns gesellten. Viel zu kurz schien uns der Aufenthalt aber wir hatten noch viel vor und schon wieder hieß es baldigst aufstehen und abreisen.
 
Nach einer kleinen Reparatur um das Auto wenigsten für diese lange Fahrt notdürftig Instandzusetzen führte uns unser Weg zurück in Richtung San Jose nach Pursical, wo eigentlich zwei Besuche geplant waren. Eine der beiden Fabriken wurde leider vor kurzen durch den Staat geschlossen. Dies hatte aber auch etwas Gutes, denn wir hatten durch die Reparatur einer altertümlichen Hängebrücke (allein dieses Holzgestell macht die Fahrt schon zum Abenteuer) schon über eine Stunde Verspätung und so konnten wir ohne Zeitdruck die nächste Fabrik besuchen und über diesen Besuch möchte ich doch etwas länger berichten.



Besuch bei FELIPPO GUANI



Mitten in Pursical befindet sich die Fabrik von Felippo Guani. Seit drei Jahren produziert er hier seine Marken. Die bekannteste ist die Cumbres mit Deckblättern, unter anderem einen Broad Leaf, einem H 2000 und einem grünen Connecticut Shade. Weiters wird hier der Shortfiller Pico hergestellt, die auf die Damenwelt abzielt und als kleines Torpedoformat gerollt wird. Auch Marken im cubanischen Sandwich Verfahren, d. h. eine Einlagemischung aus Long uns Shortfiller wird hier hergestellt. Am Anfang zeigt man uns einen Film über die Versuche, verschiedene Samen zu kreuzen. Diese Hybride sollen die besten Eigenschaften der verschiedenen Samen hervorheben. Die Kreuzung eines H 2000 mit einem Broad Leaf ergibt z. B. ein Blatt mit der Größe des Broad Leaf aber dem typischen Geschmackseigenschaften des H 2000. Man merkt schon jetzt, wie viel Liebe zum Detail hier in die Arbeit gesteckt wird. Natürlich kauft Felippo auch Tabake zu, aber durch seine speziellen Mischungen erzeugt er einen ganz neuen interessanten Geschmack. Bei der Fermentation werden die Blätter mit einem Gemisch aus Wasser, Kaffee !! und Melasse befeuchtet. Der Kaffee gibt einen kräftigen, die Melasse einen leicht süßlichen Geschmack.



Wir können uns davon überzeugen, dass die Blätter unter ständiger Kontrolle bis zu 6 Monaten fermentiert werden. Felippo hält es mit einem Spruch der Amerikaner. „Size is erverthing“. So ist es nicht verwunderlich, dass sein Lieblingsstück die Gorda, oder wie er es ausdrückt die “real fat one” ist. Schon allein das Anschneiden dieser überdimensionalen Robusto macht uns Probleme, denn diese Stück ist viel zu dick für einen herkömmlichen Cutter. In der Galeria rollen ca. 10 Teams zu zwei Personen die Zigarren. Felippo erzählt mit Stolz, dass er zu seinen Arbeitern ein sehr gutes Verhältnis hat und diese schon sehr lange bei ihm arbeiten. Als Toni Borhani aus Costa Rica wegging, übernahm Felippo vorerst einmal die Arbeiter von Bahia. Doch mit diesen Torcedores hatte er immer nur Schwierigkeiten, weil sie nicht bereit waren, nach seinen Regeln zu schaffen. Mein erster Versuch, eine Zigarre selbst zu rollen, ist nicht gerade von Erfolg gekrönt.
 


Wir kosten uns durch und stoßen auf eine überaus geschmackhafte Zigarre, mit einem H 2000 Deckblatt und einer Einlagemischung aus Costa Rica und Nicaragua im Robustoformat. Dieser Blend erinnert etwas an die cubanischen Zigarren und findet bei allen sehr guten Anklang. Von der Cumbres sagt uns das Stück mit dem H 2000 Deckblatt in mittlerer Stärke am meisten zu. Wie gut seine neue Robusto ist, wird uns eigentlich erst bewusst, als sich einige von uns dabei wiederfinden, dass wir noch am Stummel, der schon ausgegangen ist, herumkauen. Obwohl die Zigarre geradewegs vom Tisch des Torcedores getestet wird, also sicherlich noch nicht im Idealzustand ist, da noch nicht ausgereift, können wir sie nur in den besten Tönen loben. Ich bin schon auf das ausgereifte Produkt gespannt. Eine Robusto in Maduro von Cumbres ist uns allen fast etwas zu stark und erinnern im Geschmack etwas an eine zu starke Havanna mit leicht beißenden Tönen. Wie fast bei jedem Besuch ist der Blick in den Lager bzw. Humdiorraum einer der Schönsten. Hier können wir uns gar nicht satt sehen an der Vielfalt und der Geruch allein macht einen Abschied aus diesen Räumen schmerzhaft.



Trotzdem müssen wir uns losreißen, denn nun geht es auf die Plantage. Entschuldigung, aber schon wieder muss ich mich wiederholen. Auch der Weg zu den Plantagen wirkt wie eine Sonderprüfung bei der Camel Trophy. Über absolut ungängiges Gelände geht es fast ein halbe Stunde über Berg und Tal zu einem der Grundstücke, auf denen Felippo seine Tabake anbaut. Nicht gerade ideal für mein Fahrzeug ohne Stossstange und somit ohne Schutz für Kühler und Motor.
 
In Costa Rica gibt es mehrere Ernten im Jahr und so sehen wir die ganze Pracht seines Anbaus. Von Setzlingen, die gerade mal 10 Tage im Beet sind, bis hin zu ausgereiften Pflanzen ist alles vorhanden. Am meisten interessieren uns natürlich die firmeneigenen Hybride. Auch der Besuch im Tabakhaus ist sehr aufschlussreich und unterscheidet sich doch zu den Trockenschuppen in Cuba und der Dominikanischen Republik.



Zurück in der Fabrik kosten wir noch einige Stücke und diskutieren über den Geschmack. Alle in allem sind wir hier ca. 6 Stunden, doch die Zeit verging wie im Flug. Ich bin sehr froh, dass ich Felippo kennen lernen durfte, er ist ein Getriebener, der immer wieder versucht, Neues auszuprobieren, was natürlich der ganzen Branche nützlich sein kann. Der Abschied ist überaus herzlich und ich hoffe, wir waren nicht das letzte mal hier. Seine Zigarren werden übrigens von Herrn Brand und seiner Firma ITC Cigars and More demnächst auch in Deutschland angeboten werden.
 
Am nächsten Morgen führt uns der erste Weg in eine Daihatsu Werkstätte um den Schaden an meinem Auto zu begutachten. Ich war doch sehr angenehm überrascht, als die Möglichkeit bestand, in kürzester Zeit alles zu reparieren. Der Preis von 320,- US Dollar für die Eratzteile und Reparatur liegt um vieles unter dem für diese Länder üblichen Selbstbehalt von 925,- US Dollar bei der Autovermietung, trotz einer abgeschlossenen Kaskoversicherung.
 
Mit Verspätung treffen wir in der Humidorfabrik von Barry Biesanz ein. Ein umfangreiches Angebot ist in den neuen Ausstellungsräumen, direkt im Nobelviertel von San Jose ausgestellt, wenngleich auch hier die Modelle eher sehr auffällige speziell für den amerikanischen Markt zugeschnitten sind. Bei genauer Betrachtung der Modelle können wir aber nicht umhin, die kleinen Fehler, die bei fast allen Humdioren zu sehen sind, zu kritisieren. So etwas sollte bei Stücken zum Einkaufspreis von 1000,- US Dollar nicht passieren. Trotzdem ist die Betrachtung der Produktion und Fertigung eine überaus lehrreiche Erfahrung, die wir nicht missen möchten.



Der Besuch ist mit ca. 2 Stunden etwas kürzer als geplant und so bleibt uns noch Zeit für einen Abstecher zum Tara Hotel. Dieses Hotel ist eine 1 zu 1 Kopie der Tara Farm aus dem berühmten Film vom Winde verweht. Von der Terrasse mit einem herrlichen Ausblick über ganz San Jose genießen wir wiederum einmal in Ruhe eine Zigarre und lassen die Stimmung auf uns einwirken.
 


Unser letzter Tag in Costa Rica ist angebrochen. Bis jetzt sind wir ca. 1000 km durch dieses wunderbare Land gereist. Heute stehen noch die Besuche einiger Tabakfachgeschäfte in San Jose auf dem Programm. Leider ist auch die Fabrik von Flor Real gerade beim Übersiedeln und wir begnügen uns mit einem Besuch der Verkaufsräume. Die Tabakgeschäfte unterscheiden sich kaum von den Shops in Europa, einzig die Tatsache, dass durch die hohe Luftfeuchtigkeit fast nirgends ein Humidor gebraucht wird, sticht ins Auge. Man sollte es nicht glauben, aber durch die paar Besuche in den Geschäften wird uns die Zeit fast zu kurz und nach einem schnellen Essen geht es bereits zurück zum Flughafen. Dass man uns bei der Rückgabe der Autos drei verschiedene Preise in Rechnung stellte, werde ich mit Hertz in Österreich abklären und zeigt, dass man vor solchen unlauteren Geschäftsgebaren leider nirgends gefeit ist.
 
Adieu du schönes Land, es war wunderbar. Wir kommen sicher wieder. Herzlichen Dank auch nochmals an Kurt Brandt für die perfekte Organisation.