Amsterdam 2003

Amsterdam

von Klaus Fischer
Bilder: Klaus Fischer

P. G. C. HAJENIUS

Seit ich mich mit Zigarren beschäftige gibt es kaum ein Monat, in dem ich nicht einen neuen Bericht über P. G. C. Hajenius in Amsterdam in den einschlägigen Printmedien finde. Schon von Anfang an war klar, dass diese Firma einmal Ziel eines unserer Clubreisen sein wird.
 
Herzlichen Dank hier an Stefan LUCHNER von Dannemann, der uns bei der Koordinierung des Besuchs unterstützte.



8 Clubmitglieder betreten pünktlich wie vereinbart um 14.30 eines der wohl bekanntesten Zigarrengeschäfte Europas, P.G.C. Hajenius, am Rokin, in Amsterdam. Da sich Herr J. K. de Nijs auf Urlaub befindet, werden wir von Herrn EELCO P. HUIZINGA, dem Marketing Manager des Verkaufsladens begrüßt, der uns sogleich in die „Heerenkamer“ zum Gespräch bittet. Der angebotene holländische Riesling lockert die Stimmung und Herr Huizinga beginnt, über die Entstehungsgeschichte von Hajenius zu erzählen.



1826 gründete Pantaleon Gerhard Coenraad Hajenius in zwei Hotelzimmern in Vijgendam sein erstes Zigarrenlager. Ein Zimmer benutzte er zum Schlafen in dem anderen lagerte er die Zigarren. Er testete in verschieden Fabriken Zigarren und ließ die Besten unter seinem Namen produzieren. Der Erfolg stellte sich umgehend ein. Nach wenigen Jahren konnte Hajenius nicht nur Königshäuser und viele der Großen der damaligen Zeit zu seinen Kunden zählen, auch das kleine Hotel war bereits gesamt vom Zigarrengeschäft eingenommen. Hajenius Zigarren wurden weit über die Grenzen des Landes hinaus zu einem Synonym für erlesene Zigarren. 1868 übersiedelte er an die Ecke DAM, Roking wo sich heute das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds befindet. Erst 1914 übersiedelte die Firma an den jetzigen Standort. Da die Erben von Herrn Hajenius die Firma nicht weiterführen wollten, übernahm die Familie Nijman für 4 Generationen die Firma, welche dann an die Schweizer Familie Burger verkauft wurde. Zurzeitiger Eigentümer ist das Firmenkonsortium um Ritmeester und Dannemann. 15 Personen hier im Geschäfts und weiter ca.15 Personen auswärts sind für die Firma tätig.
 
Während dieser Zeitreise durch die Geschichte, testen wir zwei hauseigene Shortfiller, die P.G.C Hajenius Corona Sumatra und die Gran Finale No 2. Die Zigarren sind mit Deckblättern aus Sumatra und aus Java versehen. Die Tabakmischung enthält bis zu 23 verschiedne Tabaksorten, wobei auch kubanischer Tabak mitverarbeitet wird. Die Holländer rauchen traditionsgemäß Shortfiller Zigarren, maximal 5 Prozent der Raucher entscheiden sich für Longfiller.
 
Nun bittet uns her Huizinga zum Rundgang durch den Laden. Das ganze Geschäft ist in den Naturmaterialien Holz, Marmor und Leder eingerichtet. Kein Farbtropfen wurde verwendet, da der Geruch sich schlecht auf die gelagerten Zigarren auswirken könnte. Das gesamte Geschäft ist natürlich klimatisiert und elektronisch auf 60 bis 65 Prozent luftbefeuchtet.



Imposant die ersten zwei Verkaufsräume mit den riesigen Lustern und dem Angebot an Shortfiller Zigarren. Neben der Kassa brennt das „ewige Licht“. Seit 170 Jahren können sich hier die Kundschaften gleich die gekauften Zigarren anzünden.

Geht man tiefer ins Geschäft, so erreicht man links einen begehbaren Humidor, bei dem die Luftfeuchtigkeit etwa bei 72 Prozent gehalten wird. Hier wird ein kleines aber durchaus repräsentatives Angebot von Zigarren aus Cuba und der Dominikanischen Republik gelagert. Gegenüber des Humidor`s befindet sich die Pfeifenabteilung.



Weiter hinten im Geschäft befindet sich ein riesiger Humidorschrank, in dem namhafte Kunden Ihre Zigarren in eigenen Abteilen aufbewahren können. Hier sind solch bekannte Namen wie Wim Duisenberg oder auch M. P. Shanken zu lesen. Neben den umwerfenden Vitrinen, in denen neben Humidoren auch weitere Zigarrenaccessoires angeboten werden, gibt es noch ein kleines hauseigenes Cafe, eine wunderbare Bibliothek, mit der wohl größten Büchersammlung über Zigarren und ein im zick zack Stil angelegtes langes Pult, auf dem alle Zigarren, die hier angeboten werden, ausgestellt sind.



Hier gibt es so ziemlich alles, was das Herz des Aficionados höher schlagen lässt. Vom einfachen Humidor bis hin zum elektronisch gesteuertem Gerät für zu Hause um lächerliche 20.000 Euro

Zurück in der Heerenkamer verkosten wir noch einen hauseigenen Longfiller, der im alten H. B. P. R. Verfahren hergestellt wird. (Hand Bunched Pressed Rolled – ohne Puppenpresse hanggefertigt)
Herr Huizinga steht uns bei allen Fragen Rede und Antwort und zum Abschluss bekommen wir noch ein Buch über das Geschäft und einen weiteren wunderbaren Bildband über Amsterdam. Die zweieinhalb Stunden, die wir hier im Geschäft verbringen durften vergingen wie im Flug und zum Abschluss gab es natürlich noch ein paar obligate Fotos vorm Geschäftslokal.


(von links nach rechts: Gernot ASCHER, Joseph KLAFFENBÖCK, Horst MÜLLER,
Eelco P. HUIZINGA, Claus GRUBER, Klaus FISCHER, Andreas FAMBACH, Helmut ZADRAZIL)
 
Herzlichen Dank von hier aus nochmals an die Firma Hajenius für die nette Betreuung und den interessanten Einblick in die Firma und deren Entstehungsgeschichte.

 

 

Mc Carthy`s



Das in Amsterdam auch weitere interessante Zigarrengeschäfte zu finden sind, zeigt das Beispiel Mc Carthy`s, Zeedijk 27 a 1012 AP Amsterdam / Oudezijds Kolk 71, 1022 AL Amsterdam.
 
Ein wunderschöner Nachmittag. Wir sitzen beim Straßenfest in Zeedijk, nahe dem Rotlicht- und dem Chinesischen Viertel von Amsterdam. Im Lokal Casablanca, dem ein nettes kleines Varietee angehört, gibt es eine gute Weinauswahl und die Künstler, die sich anlässlich der Hartjesdagen (16.08 bis 17.08.03) auf der Strasse befinden, sind eine Augenweide. Unser Blick fällt auf die eher unscheinbare Auslage des gegenüberliegenden Geschäfts, in dem neben einigen Weinflaschen auch Zigarrenkisten zu sehen sind. Neugierig geworden trete ich ein. Ein wunderbares Geschäft mit einem großen begehbarem Humidor und einer ansehnlichen Auswahl an Zigarren und Alkoholika liegt hier verborgen.


Die Besitzer mit Clubmitglied Gernot Ascher und Andreas Fambach vor dem begehbarem Humidor.
 
Schon nach wenigen Minuten bin ich in ein intensives Gespräch verwickelt. Mc Cathy`s ist das einzige Geschäft, in dem Zigarren und alkoholische Getränke gleichzeitig zum Verkauf angeboten werden. Für diese spezielle Genehmigung braucht man aber zwei verschiedene Eingangstüren, darum auch die zwei verschiednen Adressen ( Es handelt sich hier um ein Eckhaus). Das Sortiment ist aufeinander abgestimmt. Passend zu den Zigarren findet der Aficionado hier auch eine Auswahl an verschiedenen Rum, Cognac (z. B den Cohiba Cognac) aber auch eine Vielfalt an Single Malt Whisky. Das Zigarrenangebot aus dem karibischen Raum ist um einiges umfangreicher als bei Hajenius, und obwohl es sich indirekt um Konkurrenzunternehmen handelt, werden hier natürlich auch alle Produkte von Hajenius verkauft. Die Lagerung im begehbaren Humidor ist schlichtweg perfekt und bei dieser Auswahl an cubanischen und dominikanischen Zigarren finden sich unter anderem so wunderbare Stücke wie die La Aurora Preferidos no 1 und 2 um einen sensationellen Preis ( mehr als die Hälfte billiger wie in Österreich). Wie herrlich diese Zigarre wirklich ist, lässt das Bild mit Klubmitglied Andres Fambach erahnen. Der Abbrand ist enorm, dieses Stück hielt den Aschenstock fast bis zur Mitte.
 


Ein zwischen den beiden Eingängen gelegener Raum, der zurzeit noch als Büro dient, wird in Kürze als Verkostungsraum umgebaut. Auch weitere Umbaupläne zeugen davon, daß man sich hier um das Wohlergehen der Kundschaften große Gedanken macht.
 
Sollten Sie in Amsterdam eine wirklich gute Auswahl an karibischen Zigarren suchen, so können wir diese Geschäft neben dem oben beschriebenen P.G.C. Hajenius ebenfalls sehr empfehlen.
 
Angaben zum Standort und Telefonnummern finden Sie auf www.cigaraficionado.com unter Retailers.
 

INSIDERSSTATMENTS:

1. Tag:
a: Heineken ist definitiv ein holländisches Bier, und „Groots“ ist leider keine eigene Marke sondern nur eine Mengenangabe.
b: Ofensetzer ist trotz großer Beliebtheit, internationalem Bekanntheitsgrad und teilweise gut geschulten österreichischen Aushilfsarbeitern noch immer keine offizielle Berufssparte mit Lehrabschluss in den Niederlanden.
c: Obwohl Holland ein sehr flaches Land ist, scheint eine österreichische Bergsteigerausbildung bei An- und Abstieg zu den Toiletten und bei Seilschaften aus diversen Räumlichkeiten im 1. Stock als sehr empfehlenswert.
d: gelobt sei Herr „ Menü“ der Erfinder der gleichnamigen Speisefolge.
 
2. Tag:
a: „White`s“ Bier ist nicht „Weizenbier“.
b: Zuviel Cabernet Sauvignon wirkt sich negativ auf den Gehöhrmuskel aus, präsidiale Wecker sollten deshalb im Bedarfsfall etwas lauter klingeln.
c: Hier wird zwar fast jede Sprache gesprochen, den Unterschied zwischen An- und Abtörnen hat man in diversen Shows jedoch noch nicht herausgefunden.
d: Holländische Uhren gehen anders. In diversen Vierteln wird z. B. nicht nur die knapp bemessene Geschäftsgröße dadurch kompensiert, daß der Konsument das „Geschäftslokal“ durch die Auslage betritt. Spärlich bekleidete lebendige Schaufensterpuppen helfen dabei, den Konsumenten so rasch zu „beraten“, dass man sich gar vorkommt, als ob die Stunde hier 4 x 20 Minuten hat.
 
3. Tag:
a: Der Versuch, herdenabtrünnige Treckteilnehmer nach Sichtkontakt wieder einzufangen, erweist sich in diversen Situationen trotz verbalmündlicher Lock- bzw. Orientierungsrufe als unmöglich.
b: Der im Stadtinneren gezeigte generationenumgreifende Umgang mit musikalischen Utensilien ( „Tröten“ ), verwundert immer wieder aufs Neue.
c: In diversen Museen gezeigte „Zwischenlebewesen“ Aktionen wirken auf den Betrachter trotz künstlerischer Darstellung abstoßend, und es hat diesbezüglich wirklich keine Bewandtnis, ob es sich um ein schönes oder ein hässliches Rindvieh handelt.
d: Demnächst ist ein klubinterner Kurs zur gewinnbringenden „Wiederverwertung“ übriggebliebener